Ein Virus kreist um die Welt und bestimmt unser gesamtes Leben. Was wie ein Science-Fiction-Film anmutet, ist Wirklichkeit geworden. Seit mehr als einem Jahr bestimmt Corona unser Leben. Masken tragen ist Pflicht geworden, Abstand halten oberstes Gebot und spätestens um 20 Uhr sollte man zu Hause sein. Jeder Schritt ist moralisch aufgeladen. Das sieht auch Psychologin Dr. Ramani Durvasula so und sagt in einem Interview im Deutschlandfunk: „Wir fragen uns ständig, ob unser handeln verantwortungsvoll ist oder nicht. Das ermüdet uns“.
Wie wird mit der Corona-Krise umgegangen?
Neben all den Informationen, die Angst, Unsicherheit und Trauer auslösen, bleibt etwas auf der Strecke. Die Frage nach dem Umgang mit der neuen Situation bleibt oft unbeantwortet. Wie meistere ich die Einsamkeit? Wohin mit meiner Trauer, der Angst, dem Stress und den geplatzten Träumen? Der Psychologe Jan Kalbitzer meint, dass der Umgang von Politik, Wissenschaft und Medien mit der Corona-Krise ist zu einseitig sei. Er sieht verpasste Chancen, mit der Corona-Krise positiver umzugehen. Notwendig sei ein positives Gegengewicht, also „nicht nur auf dem Verzicht und auf den Regeln rumzureiten“.
Auch Nachrichten können uns zusätzlich mürbe machen
Ein Beispiel: Es schneit. Wer hat sich einen richtigen Winter nicht schon lange mal wieder gewünscht. Strahlend blauer Himmel über einer betörenden weißen Schneelandschaft und das direkt vor der Haustür. Herrlich. Die Wettervorhersage bringt drei Tage Schnee. Doch die Ernüchterung folgt bei Fuße: „Am Donnerstag gibt es einen Wetterumschwung. Durch die schmelzende Schneemasse ist mit Hochwasser zu rechnen“. Aus der Traum. Hier müsste „Stopp“ gesagt werden. Lasst uns diesen Schnee genießen und nicht schon an den Wetterumschwung denken.
Entschleunigung in der Corona-Krise
Wenn du gut in der Gegenwart leben kannst, dann wird dich der Wetterumschwung nicht ernüchtern. Du wirst diese Zeit mit dem Schnee planen. Für dich oder für deine Familie. Du wirst einen Schneemann bauen, deinen Kids zeigen, was ein Schneeengel ist oder gar den Bau eines Iglus mit ihnen austüfteln. Die Launglauf-Ski werden ausgepackt und du wirst über große schneebedeckte Wiese laufen. Das Knirschen unter deinen Füßen erfreut dich, genauso wie die frische klare Luft. Du genießt einen heißen Tee aus deiner Thermoskanne und deine Augen schweifen über den glitzernden Schnee.
Ein Gefühl von innerem Frieden erfüllt dich. Und das ist etwas, was man lernen kann. Achtsamkeit für den Augenblick. Die Freude am Tun im Hier und Jetzt. Auch in der Corona-Krise, die viel Leid mit sich bringt, gilt es innezuhalten, um auszuhalten.
Das raten Experten um die Corona-Krise gut durchzustehen
„Wir brauchen eine Geschichte vom richtig machen“, meint Kalbitzer in seinem Interview im Deutschlandfunk. Auch kritisiert er, dass die Frage, wie man psychisch gesund durch die Krise kommt, oft unbeantwortet bleibt. Ein wesentlicher Tipp dafür ist die Situation anzunehmen, statt abzulehnen. Damit ist gemeint, dass du dich der Situation so anpasst, dass es gut für dich ist. Leicht gesagt, nicht wahr? Das Alleinsein ist plötzlich gegenwärtig. Die Arbeitskollegen fehlen, die Familienbesuche, die Freunde. Hermann Hesse sagte zu diesem Thema: „Einsamkeit ist der Weg, auf dem das Schicksal den Menschen zu sich selber führen will“. Vielleicht auch ein Weg für dich?
Tu dir etwas Gutes!
Wenn es niemanden gibt, der dir Gutes tun kann, dann sei selber für dich da. Plane deinen Tag, so gut es geht. Gehe viel raus in die Natur oder setze dich an dein Fenster. Lege einen Apfel auf dein Fensterbrett und du wirst nicht lange darauf warten müssen, bis eine quirlige Amsel sich darüber her macht. Vielleicht möchtest du dir auch mal einen Hund für einen Spaziergang ausleihen. Oder du beginnst, alte Bilder aufzubereiten, dein Leben zu ordnen, Pläne zu machen. Und wenn trübe Gedanken kommen, dann lasse sie zu. Schaue sie dir in Ruhe an und vielleicht gelingt es dir, sie zu ersetzen, mit dem, was gut läuft in deinem Leben.
Durch die Corona-Krise entdecken wir unsere Umwelt neu
So oder so ist die Corona-Krise eine Herausforderung für alle und man darf es nicht kleinreden. Jedoch hat uns diese Zeit auch neue Bilder und Erfahrungen geschenkt. So war zum Beispiel Venedig umgeben von glasklarem Wasser. Der Sommer war wirklich schön, und hatte dutzende Sonnentage und sternenklare Nächte zu bieten. Balkonien war das Urlaubsziel und die Menschen haben ihre Nachbarschaft neu entdeckt: „Ich wusste nicht, wie schön wir hier wohnen!“, hörte man vielerorts. Familien fanden sich neu, Freundschaften wurden gefestigt, und ganz besonders, die Natur neu entdeckt.
Kurzum: es hat alles im Leben zwei Seiten und niemand vergisst das Leid, das die Corona-Krise mit sich bringt. Doch wir wissen auch, dass der unsoziale Umgang mit der Natur Viren dazu bringen, aktiv zu werden. Streben wir also das an, was gut ist: Nachhaltigkeit, Entschleunigung und eine gesunde Beziehung zwischen Mensch und Natur.
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