Porträt von Sebastian Kneipp

200 Jahre Sebastian Kneipp: „Die Natur ist die beste Apotheke“

Sebastian Kneipp. Wer war dieser Mann, dessen Namen man heute noch kennt – 200 Jahre nachdem er geboren wurde? Was weißt du von ihm und was verbindest du mit seinem Namen? Anlässlich des besonderen Jubiläums haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, mehr über Sebastian Kneipp zu erfahren. Von Kneippkuren, Kneippanwendungen, Kneippprodukte, Kneippvereine bis hin zu Kneipphotels ist alles aktueller denn je. Drehen wir also das Rad der Zeit um 200 Jahre zurück.

Der harte Weg des Sebastian Kneipp

Wir befinden uns in einem kleinen Ort im bayrischen Allgäu. Es ist das Jahr 1821. Ein kleiner Junge wird, als viertes von fünf Kindern, in eine katholische Leinenweberfamilie hineingeboren. Die Eltern sind arm, der Webstuhl steht im Keller des kleinen Hauses. Hier sitzt Sebastian viele Stunden seiner Kindheit ab. Der innige Wunsch, Priester zu werden, wird vom strengen Vater mit dem Satz abgetan: „Wollte dich der Herrgott zum Studenten, so hätt‘ er auch die Mittel dazu gegeben.“

Doch Sebastian Kneipp gibt nicht auf. Matthias Merkle, ein entfernter Verwandter, sowie der Ortspfarrer und Botaniker Christoph Ludwig Koeberlin helfen ihm schließlich dabei, seinen innigsten Wunsch zu verwirklichen. Sie lehren ihm Latein und bringen ihm die Welt der Pflanzenheilkunde näher. Tagsüber arbeitet der Junge für Brot und Schlafstätte, abends lernt er. Mit 23 Jahren hat er es geschafft. Ab 1844 besucht er das Gymnasium in Dillingen, besteht nach vier Jahren das „Absolutium“ und beginnt 1849 sein Studium der Theologie.

Doch die kalten Stunden im Keller am Webstuhl, das entbehrungsreiche Leben und der Kampf für seine wahre Berufung haben Sebastian Kneipp zugesetzt. Erschwerend hinzu kommt die Tatsache, dass es im 19. Jahrhundert durchaus üblich ist, ein Bett mit mehreren Personen zu teilen. So erkrankt Sebastian Kneipp 1846, wie viele seiner Zeitgenossen, schwer an Tuberkulose.

Wie alles begann: Die Wasserkur

In München, wo Sebastian Kneipp sein in Dillingen begonnenes Theologiestudium fortsetzt, wird sein Leiden so schlimm, dass die Ärzte den jungen Studenten bald aufgeben. Doch ob Glück oder Bestimmung – der Zufall will es, dass Kneipp in der Königlichen Hof- und Staatsbibliothek ein Büchlein findet:  „Von der Heilkraft des kalten Wassers“ von Johann Siegmund Hahn.

Die erste Kneipp-Anwendung

Sebastian Kneipp findet durch das kleine Buch neuen Lebensmut. Obwohl es ihm bei dem Gedanken nicht wohl bei der Sache gewesen sei soll, ist die Donau im kalten November sein Ziel.
In seinem Buch „Das Kneipp Buch“, erschienen im Heyne Verlag, schreibt Heinz Görz: „Am Ufer zog er sich, auf- und ablaufend, aus und stieg dann ins kalte Wasser. Bis an den Hals tauchte er ein. Nur den Kopf machte er nicht nass“. Nach drei bis vier Sekunden, sei er aus dem Wasser gesprungen und habe sich in größter Geschwindigkeit angezogen. Im Sturmschritt eilte er nach Hause. „Meine Donaubäder waren eine Pferdekur“, soll er später gesagt haben. „Doch, schon mein erstes Bad überzeugte mich, dass ich auf dem richtigen Weg war.“

Sebastian Kneipp hat diesen Kampf gewonnen, zumindest was seine Gesundheit betraf: „So ging ich in der Woche drei Mal, auch im Winter, in die Donau hinaus und habe Heilbäder genommen von drei bis vier Sekunden. Müde ging ich hinein, neu aufgefrischt und gestärkt kam ich jedes Mal heim.“ Bald ist er vollständig geheilt und beschäftigt sich fortan intensiv mit der Wirkung des Wassers.

„Was keinen Kampf kostet, taugt nichts“

Immer mehr Menschen, die die Ärzte bereits aufgegeben hatten, kommen zum frischen Kaplan Sebastian Kneipp. Unter ihnen ist auch eine junge Magd, die an Cholera erkrankt ist. Dieser soll er die Sterbesakramente erteilen – doch nicht ohne alles für sie versucht zu haben. Kneipp taucht ein Leinentuch in heißes Wasser mit Essig, wiederholt diesen Vorgang vier Mal und heilt die Magd so vollständig. Seine Erfolge wecken Missgunst, bringen ihm Anklagen und offene Feindschaft ein. Doch in einer Zeit, in der sich kein armer Mensch einen Arzt leisten kann, bleibt Sebastian Kneipp der Retter: „Was keinen Kampf kostet, taugt nichts“, so seine Antwort. Und spätestens bei seiner Berufung zum Beichtvater im Dominikanerinnenkloster Bad Wörishofen ist er eines: ein überzeugter Priesterarzt.

Sebastian Kneipp empfängt täglich bis zu 150 Kranke

In den Jahren von 1855 – 1889 entsteht Kneipps ganzheitliches Gesundheitskonzept für Körper und Geist. Sein Wissen hält er in dem Buch „Meine Wasserkur“ fest, das 1886 erscheint. 1889 kommt das zweite Buch „So sollt ihr Leben“ heraus. Dieses befasst sich mit dem Lebenskonzept, basierend auf „den Fünf Säulen“. Sie stehen für ein Zusammenspiel von Lebensordnung, Wasser, Bewegung, Ernährung und Pflanzenheilkunde.

Verwähn-Tee der Firma Kneipp
Fotos: © Kneipp GmbH

1891: Der Grundstein der Marke Kneipp wird gelegt. Sebastian Kneipp erlaubt seinem langjährigen, würzburger Freund und Apotheker, Leonhard Oberhäußer, Produkte mit seinem Namen zu vermarkten. Jedoch unter einer Bedingung: Diese müssen auf Basis der Kneippschen Philosophie entwickelt werden. Bis heute hat sich daran nichts geändert.

1897 stirbt der Wasserdoktor, an dessen Türe täglich bis zu 150 Kranke standen. Sein Wissen wird bis heute in zahlreichen Kneipp-Kurorten, Kneipp-Sanatorien, Kneipp Vereinen und im häuslichen Umfeld erfolgreich angewandt. Dabei war ihm eines sehr wichtig: „Haltet meine Lehren rein!“

 

Quellennachweise:
Kneipp.com
17. Mai 1821 – Sebastian Kneipp wird geboren auf wdr.de
Heinz Görz, Das Kneipp-Buch, Heyne Verlag
Dr. Albert Schalle, „Die Kneippkur – Die Kur der Erfolge von 1948“

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